Kater-Kolumne 21.03.2020
Corona: Herausforderungen werden angegangen
Frankfurt, 21. März 2020
Die Einschränkungen der Weltwirtschaft durch das Coronavirus nähern sich ihrem Höhepunkt. In Europa ist die Produktion in einem bisher nicht dagewesenen Umfang angehalten worden. Das Ausmaß von Ausgangssperren wird sich vermutlich noch erhöhen. In den USA stehen ähnliche Maßnahmen unmittelbar bevor. Die neue Lage hat der Finanzmarkt mit heftigen Preiskorrekturen bei Aktien und Renten begleitet. Dank der flexiblen Reaktion der Notenbanken bleibt das Bankensystem stabil, selbst wenn in den USA in den kommenden Tagen noch weitere Belastungen aufschlagen werden. Langsam laufen erste harte Wirtschaftsdaten aus der Krisenzeit ein, die auf einen Lehman-ähnlichen Einbruch der Konjunktur schließen lassen. Trotzdem bleibt die Erwartung erhalten, dass selbst bei längeren Corona-Vorkehrungen in der Wirtschaft die Produktion deutlich schneller wieder anziehen sollte als nach der Finanzkrise.
Viele schlimme Nachrichten bereits im Markt verarbeitet
Die Aktienmärkte in Europa haben auf die Verschärfungen der Pandemie-Maßnahmen in dieser Woche kaum noch reagiert. Das ist ein Zeichen dafür, dass die Marktteilnehmer hierzulande die neue Lage eingepreist haben. Nachholbedarf haben noch die USA. Ebenfalls schwer haben es die Anleihemärkte, denn der zusätzliche Kreditbedarf in der Wirtschaft ist nicht leicht abzuschätzen. Hier hat aber das große Anleihekaufprogramm geholfen, das die EZB in dieser Woche angekündigt hat. Nachdem sich in den vergangenen Wochen die Negativmeldungen überschlagen haben, ist nun langsam das Feld für entlastende Nachrichten und Entwicklungen bereitet – selbst wenn die Dauer der Einschränkungen für Wirtschaft und Finanzmärkte nicht unterschätzt werden sollte.
Dr. Ulrich Kater ist Chefvolkswirt der DekaBank, dem Wertpapierhaus der Sparkassen