Ausblick 2022: Solides Wachstum, rückläufige Inflationsraten
Gemischte Bilanz für 2021
Die wirtschaftliche Bilanz des Jahres 2021 fällt gemischt aus. Nach dem Ende der Corona-Lockdowns im Frühjahr 2021 knirschte es bald schon gewaltig im Räderwerk der internationalen Produktionsketten. Die Kombination aus einer überbordenden Nachfrage und einer zu vorsichtigen Kapazitätsplanung überforderten den Produktionsapparat. Dazu kamen andauernde Belastungen durch die Pandemie. Zwar haben sich einige der Hoffnungen erfüllt, wie die Entwicklung wirksamer Impfstoffe, die Gesundheitskrise ist jedoch längst noch nicht ausgestanden. Nach wie vor hat das Coronavirus die Welt fest im Griff. Insgesamt aber übertraf das globale Wachstum trotz vieler Chaosmeldungen aus dem Maschinenraum der Weltwirtschaft im Jahr 2021 mit knapp 6 % die Erwartungen vom Jahresanfang erheblich.
Corona bleibt Risikofaktor
Die Konjunktur, das realwirtschaftliche Fundament der Finanzmärkte, dürfte im Jahr 2022 kräftig bleiben. Sofern nicht das Angstszenario einer Impfstoff-resistenten Mutation des Coronavirus eintritt, ändert die Pandemie wenig am weltweiten Wachstumspfad. Infolgedessen hat sie auch so gut wie keine Marktrelevanz. Das schließt nicht aus, dass es in einzelnen Volkswirtschaften durch saisonale Corona-Wellen immer wieder zu wirtschaftlichen Beeinträchtigungen kommt. Die Inflation wird sich 2022/23 so weit beruhigen, dass die Notenbanken nicht zu einem hektischen Anziehen der Zinszügel gezwungen werden. Insofern werden die Zinsen in den kommenden Jahren steigen, aber nicht schneller als die Inflation. Der Realzins bleibt also negativ, und die Sachwerterallye geht weiter.
2022 mit wichtigen Weichenstellungen
Das Jahr 2022 könnte zentrale längerfristige Weichenstellungen mit sich bringen. Die Notenbanken werden demonstrieren, dass sie gewillt sind, den langjährigen geldpolitischen Krisenmodus zu verlassen und ihre Geldpolitik langsam wieder zu straffen. Das tun sie, um die zwischenzeitlich wegen Sondereffekten spürbar gestiegene Inflation in Schach zu halten und um ihre Glaubwürdigkeit zu bewahren. Hinzu kommen richtungsweisende fiskalpolitische Entscheidungen in den USA und in Deutschland mit seiner neuen Regierung. Hier wird es um die Frage gehen, wie stark die öffentlichen Investitionen in den kommenden Jahren das Wirtschaftswachstum unterstützen. Für diese Investitionen gibt es viele gute Gründe: das Abfedern der Folgen des demografischen Wandels, die Begleitung der Digitalisierung der Wirtschaft und nicht zuletzt die Erreichung der ehrgeizigen Klimaziele.
Wachsamkeit gegenüber Lohn-Preis-Spiralen
Mit Blick auf die gegenwärtige Preisdebatte sind weniger die viel diskutierten vorübergehenden Effekte relevant, die vor allem aus den gestiegenen Rohstoffpreisen und statistischen Corona-Wirren resultieren. Sie werden sich wieder beruhigen. Wichtiger sind mögliche Zweirundeneffekte in Form von kräftigen Lohnsteigerungen aufgrund der höheren Inflationsraten. Sie können zu einer lang anhaltenden Lohn-Preis-Spirale führen. Wir gehen davon aus, dass sich die Inflationsrate in Euroland nach 2022 wieder beruhigt, allerdings nicht mehr im Bereich von 1 % bis 1,5 % wie vor der Corona-Krise. Vielmehr wird sie bei Werten von etwa 2 % verharren. Sollten sich Anzeichen für Zweitrundeneffekte zeigen, muss die Europäische Zentralbank frühzeitig durch eine Straffung ihrer Geldpolitik gegensteuern.
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